«Warum Bildung gesund macht» - so der Titel einer Reportage im Rahmen der Themenwoche Bildung auf dem deutschen Fernsehsender ARD. Anhand zahlreicher Beispiele wird der Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit aufgezeigt: Höher Gebildete leben bis zu zehn Jahre länger als weniger Gebildete.
(Themenwoche Bildung, ARD, 11. November 2019)
Der Zusammenhang zwischen Bildung und Lebenswartung ist offensichtlich. Der Appell an Menschen jeglichen Alters, sich daher so lange und umfassend wie möglich, bis hin zur akademischen Stufe, weiterzubilden, verkennt indessen die Tatsache, dass eine Gesellschaft nicht nur Akademiker braucht, sondern auch Fabrikarbeiter, Krankenpflegerinnen, Köche und Strassenarbeiter. Das zutiefst Ungerechte daran ist, dass die «höher» Gebildeten in aller Regel Berufe ausüben können, die sie aufgrund ihrer Vorlieben und Interessen gewählt haben, dass sie zudem überdurchschnittlich viel verdienen, meist hohe gesellschaftliche Wertschätzung erfahren und erst noch eine weit höhere Lebenserwartung geniessen. Während sich die «weniger» Gebildeten damit abfinden müssen, all jene meist überaus anstrengenden, belastenden, krankmachenden und dennoch schlechtbezahlten Jobs zu verrichten, die absolut unerlässlich sind dafür, dass Gesellschaft und Wirtschaft überhaupt funktionieren können. Und sie alle, die diese gewaltige Arbeit leisten, werden zusätzlich noch damit bestraft, dass sie viele Jahre weniger lange leben. Mehr Bildung kann kaum ein brauchbares Rezept dafür sein, dass die Menschen gesünder und länger leben. Ansetzen müsste man vielmehr bei all jenen nichtakademischen beruflichen Tätigkeiten, welche die psychischen und körperlichen Kräfte in einem Ausmass beanspruchen, dass wertvolle Lebensjahre durch Krankheit oder Invalidität verlorengehen: durch weniger Zeitdruck, weniger einseitige Belastungen, kürzere Arbeitszeiten, längere Pausen, höhere Löhne, mehr gesellschaftliche Wertschätzung, mehr Personal im einzelnen Betrieb.
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