Direkt zum Hauptbereich

Pisa-Studie: Sinnloser Leistungswettlauf


Die Schweizer Schülerinnen und Schüler schneiden in der Pias-Studie der OECD schlechter ab als in den vergangenen Jahren. In den getesteten Fächern Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften war überall ein Leistungsrückgang zu verzeichnen. Die Rangfolge bei der Pisa-Studie leitet sich diesmal vom Abschneiden im Lesetest ab. Hier liegen vier chinesische Provinzen mit einem Mittelwert von 555 Punkten an der Spitze, gefolgt von Singapur, Macau, Hongkong und Estland. Die Schweiz liegt auf Platz 28.
(www.srf.ch)

Bei dem unglaublichen Drill in Chinas Schulen und dem Fortschreiten der Digitalisierung - an einzelnen Schulen wird schon mit Kameras zur Gesichtserkennung registriert, wie aufmerksam die Schülerinnen und Schüler dem Unterricht folgen - ist das gute Abschneiden Chinas bei der Pisa-Studie nicht weiter verwunderlich. Ebenfalls ist nicht erstaunlich, dass Singapur ganz vorne rangiert, hier sitzen die Schülerinnen und Schüler nach dem regulären Schulbesuch nicht selten bis gegen Mitternacht im Nachhilfeunterricht und es wird immer wieder von Jugendlichen berichtet, die diesem Druck nicht standhalten und sich das Leben nehmen. Gottseidank ist die Schweiz in diesem unsäglichen Wettlauf um ein paar Punkte nach unten gerutscht, das beste Zeugnis für eine Schule, der Lebensfreude, Gelassenheit und Musse mindestens so wichtig sind wie die nackten Zahlen in einem Leistungstest. Die Frage ist dann nur, was es überhaupt noch für einen Sinn macht, sich an einem so fragwürdigen Unterfangen wie der Pisa-Studie zu unterziehen. Doch nicht nur im Grossen, sondern auch im Kleinen hat das Quervergleichen lernender Kinder und Jugendlicher nicht den geringsten pädagogischen Nutzen, ist doch jedes Kind wie die Blume in einem Garten, bei der es keinerlei Sinn macht, die eine Blume mit der anderen zu vergleichen, erblüht doch jede einzelne in einzigartiger, unverwechselbarer Schönheit. «Vergleiche nie ein Kind mit dem andern», sagte schon der bekannte Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi, «sondern jedes nur mit sich selber.»

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das grosse Geschäft mit der Selbstoptimierung

Es ist Anfang März, als Andrea Krug das Gefühl beschleicht, das Abitur ihres Sohnes in die Hand nehmen zu müssen. Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Prüfungen, und es scheint, als würde ihr Fabian die Sache etwas zu locker angehen. Der Siebzehnjährige spielt lieber Fußball, als Mathe zu lernen oder Dramen zu analysieren. Er besucht das staatliche Gymnasium in Penzberg, Bayern, einer Kleinstadt zehn Kilometer südlich des Starnberger Sees. Seine Noten pendeln zwischen Zwei und Drei. Etwas Luft nach oben wäre schon noch, findet die Mutter. Sie klickt sich durchs Netz auf der Suche nach Nachhilfeangeboten und stellt fest: Auch sie ist spät dran. Andere Eltern sind längst ins Wettrennen ums Abitur ihrer Kinder gestartet. Die Mathekurse sind oft seit Weihnachten voll, viele buchen die Intensivkurse ein Jahr im Voraus. Schließlich findet sie doch etwas: eine Woche Lerncamp am Ammersee, in den Osterferien. Von morgens halb neun bis abends 21 Uh

"Schwierige" Kinder als Chance für eine Umgestaltung schulischer Lernbedingungen

  "Schwierige" Kinder sollen vermehrt wieder in separaten Kleinklassen beschult werden - dies findet, wie der "Tagesanzeiger" am 20. Januar 2023 berichtet, eine Mehrheit von über 8800 befragten Zürcherinnen und Zürchern. Häufiges Argument gegen die Integration von "schwierigen" Kindern in den Regelklassen ist, dass Lehrerinnen und Lehrer überfordert seien, die Klassen unruhiger und die Kinder zu sehr abgelenkt seien. Doch worin unterscheidet sich ein "schwieriges" von einem "nicht schwierigen" Kind? Zu oft wird übersehen, dass es stets um eine Wechselwirkung geht. Ein Kind ist normalerweise ja nicht sozusagen von Natur aus "schwierig". Ob es "schwierig" wird oder nicht, hängt zu einem wesentlichen Teil von der Umgebung ab, in der das Kind aufwächst. Was die Schule betrifft, so spielt die Art und Weise des Unterrichts eine zentrale Rolle, ob ein Kind "schwierig" wird oder nicht. Soll das Kind stundenlang bra

Erziehungsmethoden in Senegal - ein Abbild unserer eigenen Vergangenheit

Die Schulen in Senegal sind sehr autoritär geprägt. Körperliche Züchtigung ist normal. Die meisten Väter und Mütter finden es in Ordnung, dass ihre Kinder geschlagen werden. Selbst an der Universität muss oft wörtlich mitgeschrieben werden, was der Professor doziert. Von Zeit zu Zeit ruft er einen Studenten auf, das Notierte vorzulesen. Wehe, er hat ein Wort ausgelassen. Auch bei Prüfungen müssen die Schüler genau repetieren, was der Lehrer sagte; selbst wenn der Schüler nichts verstanden und nur auswendig gelernt hat, bekommt er eine bessere Note als derjenige, der einen Sachverhalt sinngemäss, aber in anderen Worten wiedergibt, was von einer Aneignung des Stoffes zeugt. Leistung und Betragen werden vermischt; jemand kann bei einer Prüfung eine Null kassieren, weil er als frech gilt. Was zählt, ist Wohlverhalten. Fragt ein Schüler während des Unterrichts nach, weil er etwas nicht verstanden hat, gilt er als Störefried. Er riskiert, einen Tag oder länger dispensiert zu werden. Viellei